„Boni Pueri“: Einfach ergreifend
Stehende Ovationen erntete der Knabenchor „Bon Pueri“ bei einem kurzfristig anberaumten Gastkonzert in Villmar.Der Knabenchor „Boni Pueri“ aus dem tschechischen Hrdadec Králové (Königgrätz) hat mit einem Konzert in der Villmarer König-Konrad-Halle begeistert. Rund 250 Besucher waren der kurzfristigen Einladung des Partnerschaftsvereins gefolgt; sie hörten einen der besten europäischen Knabenchöre. Die 45 Sänger unter Chorleiter Jaroslav Slais, die von Jitka Fowler Frankova am Klavier begleitet wurden, beherrschten christliche und weltliche Literatur, Volkslieder, Pop und Filmmusiken gleichermaßen.
Spontan eingeladen
„Bon Pueri“ kam einen Tag nach einem Auftritt im Europaparlament in Brüssel nach Villmar. Die Villmarer Verantwortlichen ergriffen die Chance sofort beim Schopfe und luden spontan den tschechischen Chor ein, der seit 33 Jahren aktiv ist und seitdem bereits 3000 Konzerte gegeben hat. Vereinsvorsitzender Wolfgang Friedrich war nach der letzten Zugabe derart begeistert, dass er wie einst Hans Rosenthal „Das war spitze“ in den Saal rief.
Dass der Auftritt akustisch wie optisch ein wahrer Genuss war, bestätigten brandender Applaus und stehenden Ovationen am Schluss. Der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins hoffte, dass die Sänger aus Tschechien dazu beigetragen haben, das Herz der Zuhörer in der Adventszeit etwas mehr in Richtung Osten zu öffnen. Bürgermeister Arnold-Richard Lenz (SPD) hielt das Konzert für einen wichtigen Beitrag zu einem vereinten Europa. Die Musik habe gezeigt, dass Menschen trotz unterschiedlicher Sprachen dasselbe dächten. „Es war ergreifend“, schwärmte der Verwaltungschef.
Und wirklich zeigte „Boni Pueri“ nicht nur enorme sängerische Fähigkeiten, sondern war musikalisch außerordentlich vielfältig und ideenreich. Schon der Anfang war beeindruckend, als die Sänger durch den abgedunkelten Saal an den beiden Rändern mit hellen Lichtern langsam in Richtung Bühne schritten. Nach dem beeindruckenden „Ave Maria“ zeigten sie auch in weiteren Werken von Bach, Smetana und Mozart, wie punktiert und brillant sie anspruchsvolle sakrale Literatur interpretieren können. Einen riesigen Beifall heimsten sie besonders für ihre den Saal durchdringende, unvergessliche Präsentation des „Hallelujah“ aus Händels Oratorium „Messias“ ein.
Hinter dem Vorhang wurden schnell die Klamotten getauscht – und plötzlich erschien ein komplett anderer Chor auf der Bühne. Locker und frech sang er Vladimir Popelkas Hollywood-Medley. Aber die Sänger sangen nicht nur, sie betätigten sich auch als Darsteller, wenn sie zu „Skyfall“ aus dem Film James Bond im Mantel und mit Sonnenbrille lässig über die Bühne schlenderten oder bei „My heart will go on“ die Wogen des Meeres und die sinkende Titanic mit viel Gestik lebendig machten. „Paulchen Panther“ schlich durch den Saal, und bei „Stars Wars“ wurde gekonnt in die Weiten des Weltalls entführt. Weiter ging es mit beliebten tschechischen Volksliedern. Dabei wurden die Fanfaren und galoppierenden Reiter mit Stimmen und aufstampfenden Füßen simuliert. Wie klein die Welt ist, wurde bei „Rosamunde“ deutlich, das halb in der tschechischen und halb in der deutschen Fassung gesungen wurde. „Freude schöner Götterfunken“ war dann noch einmal ein Höhepunkt zum Abschied.